Das Nasskollodium-Verfahren
Der fotografische Prozess, in dem ich arbeite, ist unter dem Namen Kollodium-Nassplatten-Verfahren bekannt und wurde 1851 von Frederic Scott Archer erfunden. Es ist eine der ersten fotografischen Techniken überhaupt, die einen enormen Durchbruch in der Fotografiegeschichte bedeutete. Die Belichtungszeit eines Bildes, die davor Stunden einnahm, konnte mit diesem Verfahren auf wenige Sekunden reduziert werden.
Erst 30 Jahre nach seiner Erfindung verschwindet das Kollodium-Verfahren fast völlig, verdrängt von den preiswerteren industriell gefertigten Trockenplatten. Die waren zwar nicht so gut wie Nasskollodium, ermöglichten aber ein wesentlich komfortableres Arbeiten.
Wie der Name sagt, ist dies ein Nass-Verfahren, d.h. die Platten müssen innerhalb eines recht knappen Zeitfensters verarbeitet werden, bevor sie austrocknen.
Der Prozess ist sehr, sehr handwerklich. Fotografisches Kollodium ist eine relativ flüchtige Mischung aus Baumwolle,
Äther, Alkohol und Jod- und Bromsalzen. Diese Flüssigkeit giesse ich auf die Glasplatte, die wird dann für wenige Minuten in ein Silberbad getaucht, wobei die Jod-und Bromsalze
lichtempfindlich gemacht werden. Die so preparierte Platte kann in der Kamera belichtet, gleich danach entwickelt, fixiert und gewässert werden. Für alles hat man nicht mehr als 25 min
Zeit.
Kollodium-Fotografien sind außergewöhnlich scharf und hochauflösend, gleichzeitig haben die Bilder die unvermeidbaren Fehler und Artefakte des Handgemachten und eine “Aura”, die man sonst
nur von sehr alten Fotografien kennt. Durch die Art und Weise der Aufnahme und durch den hohen Kontrast vom Kollodium entstehen sehr expressive Bilder , die mit der modernen Technik kaum
nachzumachen sind.
Der ganze Aufnahme-Entwicklung-Prozess wird zu einer einzigartiger Erfahrung.
Jedes Bild ist ein Unikat.
Slow-Photograpy in der Süddeutscher Zeitung
Wet-Plate Technique
I utilize a method that is known as wet plate collodion process. It was invented by Frederic Scott Archer in 1851 and was one of the major breakthroughs in history of photography. It reduced the exposure time from hours to just a few seconds.
Thirty years later, the wet-plate collodion process became obsolete as cheaper dry plates had become available. Industrial production of dry plates, although not matching the quality of the previous method, pushed aside its predecessor as it proved itself much less labor intensive.
As the name suggests, the wet plate collodion process demands that the plates are processed within a very short time frame before they dry out.
This method requires a highly skilled, experienced approach. The photographic collodion process involves a relatively ephemeral mix of cotton, ether, alcohol, iodized salt and bromide. The mixture is poured on a glass plate, which then, in turn, is placed in a silver nitrate solution. The solution converts the iodide and bromide while making them light sensitive. Once the reaction is complete, the plate is exposed in a camera and can then be developed, fixed and washed. The entire process must not take more than 25 minutes. The result is an extraordinarily sharp and incredibly defined image, along with all inevitable imperfections of handcraft. At the same time, all images are touched by the intriguing antique aura of old photographs. The nature of this technique creates highly expressive images that cannot be imitated by contemporary photography methods.
Starting with the shot and all the way through the development, the process is an inimitable experience. Every step of the way is unique. And so is every image.